“Krampfadern”

Was sind Krampfadern?

Krampfadern sind erweiterte, geschlängelte, teils knotig veränderte, oberflächliche Venen an den Beinen, die mitunter deutlich hervortreten. Mit dem „Krampf“ haben die Venen nichts zu tun. Das Wort stammt aus dem althochdeutschen Krummader. Im Laufe der Sprachentwicklung wurde daraus die Krampfader. Der Fachbegriff lautet Varizen, abgeleitet vom lateinischen Varix (Knoten), das Krankheitsbild heißt Varikosis.

Um die Bildung von Krampfadern zu verstehen, ist die Unterscheidung zwischen den Stamm- und den Leitvenen wichtig. Letztere sind die großen, tiefliegenden Venen, die das Blut von den Beinen zurück zum Herzen befördern. Um diese geht es bei der Varikosis nicht. Krampfadern betreffen ausschließlich die Stammvenen. Das sind oberflächliche Venen, die das Blut vor allem aus Haut und Unterhautfettgewebe sammeln und an die tiefen Venen weiterleiten. 

Es gibt zwei Stammvenen: Die große Rosenvene (Vena saphena magna) verläuft auf der Innenseite des Beines vom Fußgelenk bis hin zur Leiste, wo sie in das tiefe Venensystem mündet. Die kleine Rosenvene (Vena saphena parva) reicht vom Außenknöchel des Fußgelenks bis in die Kniekehle und trifft dort auf die tiefen Venen. Wichtig sind auch noch die Venenklappen. Sie stellen sicher, dass das Blut in den Venen nur in eine Richtung (zu den tiefen Venen) und nicht wieder zurückfließt.

Ursachen & Häufigkeit

Die häufigste Ursache für Krampfadern, also erweiterte Stammvenen, ist eine genetische Veränderung von Enzymen (Metalloproteasen) in den Venenwänden, die dann zu einer Wandschwäche der Stammvenen führt. Durch die schwachen Wände erweitert sich die Vene, die Venenklappen schließen nicht mehr richtig, und das Blut strömt zum Teil zurück in die Beine. Es kommt zu einem Rückstau und zu einem Überdruck in den Venen. Auch hormonelle Einflüsse, etwa bei der Schwangerschaft, können zu einem anfänglich verzögerten und später fehlenden Klappenschluss in den Venen führen und so die Entstehung der Erkrankung begünstigen. Insgesamt ist - auch deshalb - das weibliche Geschlecht etwas häufiger betroffen. Bei etwa einem Drittel aller Frauen und bei fast 20 Prozent der Männer wird im Lauf des Lebens eine Krampfadererkrankung diagnostiziert. Fünf bis 15 Prozent davon benötigen eine Behandlung. Krampfadern lassen sich also nicht wirklich verhindern. Man kann aber versuchen, einige zusätzliche Risikofaktoren zu minimieren: Übergewicht reduzieren, sich regelmäßig bewegen und bei Berufen mit langem Sitzen oder Stehen Gehpausen einlegen und gegebenenfalls Unterschenkel-Kompressionsstrümpfe tragen. Einem Risikofaktor lässt sich allerdings nur schwer beikommen: das Alter. Die Häufigkeit einer Varikosis steigt mit zunehmendem Alter, was sich aus der Schwerkraftwirkung auf das Blut in den unteren Extremitäten über die Jahrzehnte erklären lässt. Zudem lässt die Elastizität der Haut und der Venenwände über die Jahre nach. Treten Krampfadern in sehr jungen Jahren auf, erscheint die genetische Disposition allerdings besonders deutlich.

 

Symptome

 

Im Wesentlichen unterscheidet man drei Formen der Varikosis mit unterschiedlichen Beschwerden:

 

  • Stammvarikosis, die an größeren, oberflächlichen Venen entsteht

  • Seitenastvarikosis, die kleinere Nebenäste der Stammvenen betrifft

  • Besenreiser und retikuläre Varizen, die sehr kleine Venen der Haut betreffen und sich netzförmig anordnen. Die Bezeichnung Besenreiser rührt daher, dass die winzigen Hautvenen den Borsten eines Reisigbesens ähneln

 

Die beiden ersten Formen äußern sich durch vermehrt sichtbare, teils bläulich verfärbte, knotige, geschlängelte und erweiterte Venen. Man kann Schmerzen empfinden, oft aber nur eine Schwere, ein Spannungs- oder ein Druckgefühl in den Beinen verspüren - vor allem in den Unterschenkeln. Häufig registrieren Betroffene Schwellungen im Knöchelbereich. Die Beschwerden verschlimmern sich oft bei langem Stehen und warmem Wetter sowie abends. In fortgeschrittenen Stadien kommen Juckreiz, Hautveränderungen (teils mit bräunlicher oder weißlicher Verfärbung) oder sogar offene Stellen hinzu. Gelegentlich kommt es zu nächtlichen Wadenkrämpfen, Empfindungsstörungen, Hitzegefühl und unruhigen Beinen.

Typischerweise verbessern sich die Symptome, wenn die Erkrankten die Beine hochlagern, gehen oder Stützstrümpfe tragen. 

Bei Besenreisern zeigen sich in der Regel kaum Symptome. Sie haben keinen wesentlichen Krankheitswert und fallen somit unter die kosmetisch störenden Veränderungen.


Gefahren


Krampfadern sind für viele Betroffene zunächst nur ein kosmetisches Problem. Doch es muss nicht dabei bleiben. Es können mit der Zeit entzündliche Thrombosen (sog. Varicophlebitis) auftreten. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der oberflächlichen Venen. Das betroffene Areal wird schmerzhaft, die darüberliegende Haut ist rot und tastet sich hart an. In seltenen Fällen kann das geronnene Material in den Venen in die Tiefe ziehen und dann fortgeschleppt zu Lungenembolien führen.

Zudem kann es sein, dass die Haut am Unterschenkel die jahrzehntelange Stauung der undichten Venen irgendwann nicht mehr aushält. Es entstehen braune Verfärbungen und mitunter die gefürchteten sogenannten „offenen Beine“ (Ulcera crura). Sind diese erst einmal aufgetreten, ist eine Therapie sehr schwierig.

Zu unterscheiden davon ist die eigentliche Beinvenenthrombose, die direkt in den tiefen (Leit-)venen entsteht. Dabei gerinnt das Blut und kann leicht in die Lunge fortgespült werden und dort zu Verstopfungen führen, was lebensgefährliche Auswirkungen haben kann. Beinvenenthrombosen entstehen meist durch lange Bettruhe, nach Unfällen oder Operationen sowie zum Teil genetisch bedingt.

 

Diagnostik

 

Mit einem Duplex (spezielles Ultraschallverfahren für Gefäße) werden die Beine untersucht. So kann man die undichten Klappen und die Strecke des Rückflusses exakt bestimmen.

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Therapie

 

Die Therapie besteht in einer Ausschaltung der erkrankten Venenabschnitte. Dabei sind die Zeiten der offenen Operationen mit langen Schnitten und Krankenhausaufenthalten, Blutergüssen und wochenlangem Stütztrumpftragen seit etwa 15 Jahren vorüber. Mittels minimalinvasiver Verfahren wie Radiofrequenzablation, Klebung, Laser oder Schaumsklerosierung lassen sich die Krampfadern elegant, schmerzarm und kosmetisch ansprechend beseitigen.

Bei der Radiofrequenzablation oder Laserablation wird ein Hochfrequenzkatheter in die erkrankte Vene eingeführt und über kontrollierte Energieabgabe (letztendlich Hitze) unter Ultraschallkontrolle ein Verschluss der betroffenen Vene erreicht. In den folgenden Monaten wandelt sich die verschlossene Vene im Bindegewebe um und wird vom Körper abgebaut.

Eine Reparatur der Venenklappen wurde immer wieder versucht, führt aber meist nicht zu einem dauerhaften Erfolg. Die erkrankte Vene muß sozusagen „stillgelegt“ werden. Der menschliche Körper besitzt genügend andere, oberflächliche Venen, die das Blut in Richtung tiefes Venensystem befördern. Und das tiefe Venensystem wird ja nicht tangiert.

Krampfadern zu beseitigen, ist heutzutage nahezu immer mit einem ambulanten Eingriff möglich.

 

Techniken

In den vergangenen Jahren hat sich bezüglich der Behandlungsverfahren viel getan. Früher wurde in der Leiste oder der Kniekehle ein Schnitt platziert, die Vene offen unterbunden, aufgefädelt und herausgezogen. Das führte in der Regel zu relativ großen Blutergüssen, gelegentlichen Nervenverletzungen und häufig auch Lymphstau. Heutzutage werden die Venen entweder über Hitze (Radiofrequenz oder Laser) oder Klebung verschlossen.

 

Radiofrequenzbehandlung 

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ClosureFast - behandelte Venen - Quelle: Medtronic™ Inc. Minneapolis, USA ClosureFast-System - Quelle: Medtronic™ Inc. Minneapolis, USA

 

Ähnlich funktioniert die Ausschaltung mittels Klebung, nur dass dabei eben keine Hitze, sondern ein speziell veränderter Sekundenkleber eingebracht wird.




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VenaSeal-System - Quelle: Medtronic™ Inc. Minneapolis, USA AdhesiveTable - Quelle: Medtronic™ Inc. Minneapolis, USA




Bei beiden Verfahren baut der Körper die Vene dann über Monate ab. Davon spürt man nichts. Außerdem hat man so gut wie keine Narben. 

Bei der Sklerosierungstherapie wird ein Verödungsmittel (Schaum aus Atossisklerol) mit einer feinen Nadel direkt in die erweiterte Vene gespritzt. Durch den Kontakt des Mittels mit der Veneninnenwand wird die Vene gereizt und verschließt sich. Die verklebte Vene wird allmählich bindegewebig umgebaut und verschwindet im Laufe der Zeit. In unserem Zentrum werden damit Besenreiser, kleine retikuläre Varizen sowie Seitenäste behandelt.


Risiken und Nachbehandlung

Jeder Eingriff - sei er auch noch zu klein - birgt theoretisch Risiken. Diese sind bei den modernen Verfahren allerdings sehr selten und meist gut behandelbar. Diese minimal-invasiven Eingriffe sind heutzutage wenig belastend und werden ambulant durchgeführt

Auftreten können anfangs leicht ziehende oder brennende Schmerzen, Braunverfärbung und Verhärtungen entlang der behandelten Vene für einige Monate, Entzündungen der Venen, Thrombosen (sog. EHIT), kleinere Blutergüsse oder (meist vorübergehende) Nervenschädigungen.

Für die Nachbehandlung erhalten sie eine Bogen, der alle wesentlichen Fragen beantwortet. Außerdem sind wir ständig für Sie erreichbar.

 

Rezidive

Das erneute Auftreten von Krampfadern an derselben Stelle ist mit den neuen Verfahren mit weniger als 3 Prozent selten. Besenreiser rezidivieren häufiger, sind aber über eine Schaumsklerosierung auch wenig aufwendig immer wieder gut behandelbar.

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